TRANSFER: So können wir die Anästhesiologie revolutionieren

Bei 10 Prozent aller Operationen weltweit kommt es zu Komplikationen. Das ist zu viel, finden wir von der SectorCon – und arbeiten daran, die Medizin sicherer zu machen. Um das zu erreichen, sind wir im Juli 2025 in ein neues Projekt gestartet.
Zusammen mit hochkarätigen Partnern gestalten wir im Rahmen von TRANSFER die Zukunft der Anästhesiologie mit. Das innovative Projekt läuft bis Ende 2027 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Projektträger ist die VDI Technologiezentrum GmbH.
Warum der Fokus auf die Anästhesiologie?
Wenn Sie selbst in der Anästhesiologie tätig sind, können Sie diesen Absatz überspringen. Dann wissen Sie, dass Anästhesiologinnen und Anästhesiologen nicht nur für die Vorbereitung und Durchführung der Narkose verantwortlich sind, sondern auch für die Überwachung des Patienten während der Operation. Auch nach dem Eingriff stellen sie sicher, dass der Patient gut versorgt ist.
Komplikationen werden oft zu spät erkannt
Das Problem während der OP: Es soll jederzeit sichergestellt sein, dass der Patient keine Schmerzen hat und sein Zustand stabil bleibt. Bei Komplikationen muss ein Anästhesist sofort handeln. Aber: Mit den derzeitigen Überwachungssystemen kann er erst reagieren, wenn bereits eine kritische Situation eingetreten ist.
Genau an dieser Stelle setzt TRANSFER an: Zusammen mit unseren Partnern wollen wir erreichen, dass Anästhesiologen in Zukunft vorausschauend handeln können. Sie sollen auf drohende Veränderungen reagieren können, bevor sie eintreffen. So können sie Komplikationen in Zukunft besser vermeiden.
Welches Ziel verfolgt TRANSFER – und wie?
Ziel von TRANSFER ist es, die Anästhesieüberwachung weiterzuentwickeln und somit die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern. Das wollen wir durch den Einsatz moderner Technologien erreichen: Künstliche Intelligenz wird eine große Rolle spielen, aber auch maschinelles Lernen und Big Data. Kernstück unserer Arbeit bei TRANSFER ist die Entwicklung einer innovativen und nachhaltigen Datenplattform, mit der wir Sensordaten in Echtzeit an KI-Modelle übermitteln können. Nachhaltig bedeutet hier: Die Plattform soll möglichst wenig Energie verbrauchen – denn Energie sparen ist eines der größten Themen unserer Zeit.
Um ein KI-Modell zur Überwachung der Patienten zu entwickeln, nutzen wir Daten aus den bestehenden digitalen Krankenhaus-Informationssystemen (KIS). Rund 300.000 Datensätze werden während einer OP gebündelt und im Zusammenhang analysiert. Dazu gehören mehr als 9 Millionen Datenpunkte – Vitaldaten während der Anästhesie, biometrische Werte, Daten zur Medikation und weitere Parameter. Sie bilden eine umfassende Basis für das künftige KI-Modell.
Ein Medizingerät für alle Kliniken
Durch mehr, schnellere und genauere Daten sollen bessere Entscheidungsprozesse in der Anästhesie möglich werden. Die Plattform soll den Medizinerinnen und Medizinern Informationen, Warnungen und Vorhersagen an die Hand geben. Auf deren Grundlage können sie bei Veränderungen schneller reagieren, präzisere Prognosen stellen und die optimale Behandlung für ihre Patienten einleiten.
Langfristig will die SectorCon auf der Basis der Erkenntnisse aus dem TRANSFER-Projekt ein Medizingerät entwickeln – ConCardiac Air, das praktisch in allen Kliniken zur Anästhesieüberwachung zum Einsatz kommen kann –, das bedeutet: auch finanziell attraktiv ist.
Erklärt in 90 Sekunden: Unsere Mission mit ConCardiac
Welche Patienten profitieren von TRANSFER?
Das Hauptaugenmerk von TRANSFER liegt auf der Vorhersage eines zu niedrigen Blutdrucks (Hypotension) und Phasen einer eingeschränkten Kreislauffunktion beziehungsweise Durchblutung (Hypoperfusion). Durch deren Früherkennung können wir das Risiko für damit verbundene Komplikationen wie zum Beispiel Herzinfarkt und Nierenversagen verringern. Auch können wir die Rate der postoperativen Sterblichkeit durch eine bessere Überwachung senken.
Besonders profitieren Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen oder einem erhöhten Risiko für Komplikationen. Begonnen bei chirurgischen Eingriffen kann ein KI-Modell auch auf andere Anwendungsfälle in der Anästhesiologie trainiert werden, zum Beispiel Bluttransfusionen.
Das Potenzial, die Medizin revolutionieren
Allein in Deutschland gibt es pro Jahr etwa 16 Millionen chirurgische Eingriffe. Bei einer Komplikationsrate von 10 Prozent verlaufen 1,6 Millionen Operationen nicht nach Plan. Die Folge: längere Krankenhausaufenthalte, Langzeitschäden bei den Patientinnen und Patienten. Vor allem angesichts des demografischen Wandels ist die Entwicklung eines Frühwarn- und Unterstützungssystems notwendig.
Auch mit Blick auf die Kosten für verlängerte Krankenhausaufenthalte nach OP-Komplikationen zeigt sich die Notwendigkeit unserer Forschung: Die Zusatzkosten bei nur einer postoperativen Komplikation liegen schnell bei mehr als 5000 Euro. Kommt es zu mehreren oder komplexen Komplikationen, können die Kosten weitaus höher, bei bis zu 20.000 Euro und mehr, liegen. Durch eine verbesserte Überwachung lässt sich nicht nur viel Leid verhindern. Es lassen sich auch viele Ressourcen sparen – die für die engere Betreuung von Patienten freiwerden.
Wer ist an dem Projekt beteiligt?
Wir freuen uns, als SectorCon mit folgenden Partnern an diesem zukunftsweisenden Projekt zusammenzuarbeiten:
- Charité - Universitätsmedizin Berlin
- Technische Universität Berlin
- Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)
- ID GmbH & Co. KGaA
Weitere Projektdaten
Projektname: Artificial intelligence driven anesthesia – standard monitoring of the future – TRANSFER
Projektvolumen: 2.172.950 Mio. Euro, davon 1.479.400 Mio. Euro Förderanteil durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung
Projektträger: VDI Technologiezentrum GmbH
Projektlaufzeit: bis 31.12.2027