Warum Innovation in Deutschland oft am Geld scheitert

Warum Innovation in Deutschland oft am Geld scheitert

Bis zu einem gewissen Punkt läuft es mit den Innovationen in Deutschland gar nicht so schlecht: In der Forschung und Entwicklung stehen wir ganz gut da. Bei der Umsetzung aber hapert es noch – woran liegt es? Als mittelständisches Unternehmen, das seit über 20 Jahren in Forschung und Entwicklung tätig ist, wissen wir, dass oft ein bestimmter Punkt der Grund für das Scheitern ist.

In diesem Blog zeigen wir auf, was Innovation in Deutschland ausbremst. Diesmal geht es nicht um genügend Platz oder das unternehmerische Mindset, sondern ums Geld – und eine Phase bei der Finanzierung, die oft vergessen wird.

Ab diesem Punkt wird es oft schwierig

Dass der Übergang von der Entwicklung zur Umsetzung eine Sollbruchstelle ist, sagen nicht nur wir. Das hat auch der Innovationsindikator* herausgefunden – und nennt auch Gründe dafür. Wir von der SectorCon beobachten in der Praxis oft sehr genau, warum es ausgerechnet an dieser Stelle anfängt, schwierig zu werden.

Während des Forschungs- und Entwicklungsprozesses ist die Finanzierung oft gut gesichert, da gibt es in Deutschland vielfältige Möglichkeiten. Sobald das Projekt aber in die Vermarktungs-Phase eintritt, sieht es anders aus. Es wird schwierig, denn: In dieser Phase darf es keine staatliche Förderung geben. Das schreibt das EU-Beihilferecht* so vor, um einer Wettbewerbsverzerrung entgegenzuwirken.

Wie also finanziert sich der Markteintritt?

Die Finanzierung kann nur durch privates Kapital geschehen. Konkret kommen für die Unternehmen dann Banken, gegebenenfalls auch die KfW-Förderbank, oder Venture-Capital infrage. Im Bereich der innovativen Technologien sind beide Formen aber ungeeignet, weil sie eher bei kurzfristigem Finanzierungsbedarf greifen. Bei anspruchsvollen Technologien gehen Unternehmen einen längeren Weg und benötigen daher auch eine längerfristige, zuverlässige Finanzierung.

Copy and Paste der US-Start-up-Kultur? Das wird in Deutschland oft versucht, funktioniert aber nach unserer Erfahrung nicht.

Warum "Copy and Paste" nicht funktioniert

Wie Lösungen für eine praktikable Finanzierung finden? Was wir in Deutschland leider oft beobachten: Man versucht, andere Industrien zu kopieren. Man will die amerikanische Start-up-Kultur übernehmen und das nächste "Silicon Valley" etablieren. Das passt aber nicht zur deutschen oder europäischen Mentalität.

In den USA sieht die Gründungskultur so aus: Es wird schnell was gewagt. Mehr Risikokapital ist vorhanden. Die Konkurrenz ist hart, zugleich gibt es eine große Ellen-Bogen-Mentalität. Aber auch Scheitern gehört selbstverständlich dazu.

Kooperation statt Konkurrenz

In Deutschland ist es anders. Bei uns stehen an der Stelle von Risikobereitschaft und Experimentierfreude eher Kooperation und Solidarität. Statt in die USA oder nach China zu schauen, sollten wir auf dieser Basis eigene Lösungswege finden, auch für die Finanzierung. Diese könnte so aussehen, dass wir Kooperationen fördern und Kräfte bündeln. So könnten sich Start-ups, die am gleichen Thema arbeiten, zusammenschließen. Sie könnten die Vermarktung ihres Produkts gemeinsam angehen, um sich gegen mächtige Konkurrenten durchzusetzen.

Das ist nur ein möglicher Weg. Wichtig ist, dass Unternehmen sich die Lösungen und den Mentalitätswandel nicht von der Politik vorgeben lassen. Wir müssen selbst neue Chancen ergreifen – nur so kann es auf Dauer besser funktionieren.

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Wo hakt es in der Innovationspipeline?

Quellen:

Innovationsindikator 2024 – Deutschlands Innovationsfähigkeit erodiert weiter
Innovationsindikator 2024: Deutschland rutscht auf Rang 12 von 35 Volkswirtschaften, hält aber Platz 2 unter den großen Industrieländern.
Beihilfen