Hauptsache KI! Warum Förderprogramme oft nicht förderlich sind
In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Förderprogrammen – und doch hakt es beim Thema Innovation gewaltig. Welche zwei Schwachstellen wir immer wieder feststellen, wenn es um die Förderung von Forschungsvorhaben geht.
In über 30 Jahren Forschung und Entwicklung haben wir von der SectorCon alle Instrumente der Wirtschaftsförderung kennengelernt. Grundsätzlich gibt es für Gründer*innen und Unternehmen gute Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu bekommen. Leider kommen die Programme nicht immer bei all denen an, die von ihnen profitieren würden. Auch dienen sie nicht immer das eigentliche Ziel der Forschung.
Ein Beispiel.
KI, KI, KI. Künstliche Intelligenz ist heute DAS Thema. Wir wollen das gar nicht kleinreden. Auch in unserer Arbeit spielt sie eine immer größere Rolle. Unsere Entwicklungen bekommen durch den Einsatz von KI zusätzlich Aufwind. Das zeigt uns ganz klar: Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie der Zukunft.
KI ist nicht immer die beste Lösung
Dennoch ist sie nicht die passende Lösung für alle Probleme.
Oft lauten Förderaufrufe heutzutage aber so:
„Einsatz von KI in der Radiologie“
Keine Frage, der Einsatz von KI in der Radiologie ist sehr sinnvoll und bereits fortgeschritten. Aber: In einigen Fällen kann ein so formulierter Förderaufruf dazu führen, dass die Antragstellerinnen und Antragsteller das Thema KI künstlich in ihr Forschungsprojekt einbauen müssen, um berücksichtigt zu werden. Das hilft am Ende sicher keinem Forschungszweck – weder der KI noch der Radiologie. Im Zweifel bewerben die Forschenden sich erst gar nicht für das Programm.
Förderaufrufe sollten technologieoffen sein
Förderaufrufe sollten daher technologieoffen und problemorientiert formuliert sein. In unserem Beispiel könnte der Aufruf dann viel besser so lauten:
„Neue Ansätze und Verfahren zur zuverlässigeren Diagnose von Krebserkrankungen.“
Denn am Ende geht es ja nicht darum, wie ein Unternehmen ein Problem löst. Wichtig ist, dass eine funktionierende und wirtschaftliche Lösung gefunden wird.

Zielgruppen werden ausgeschlossen
Ein weiterer Stolperstein ist die Einteilung der Zielgruppen für Förderprogramme. An wen richten sich INVEST, EXIST und Co.? Oft wird zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen unterschieden. Aus unserer Perspektive gibt es dafür aber keinen Grund: Die Probleme sind in beiden Unternehmensgruppen identisch.
Oft sind die Programme auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten, zum Beispiel Hochschulabsolventen, Studierende oder Teams VOR der Gründung. Das führt dazu, dass viele andere Gruppen durchs Raster fallen: zum Beispiel frisch gegründete Unternehmen, die Startkapital noch gut gebrauchen könnten.
Politik trifft oft falsche Annahmen
In der politischen Diskussion werden außerdem häufig falsche Annahmen über Gründerinnen und Gründer getroffen, die sich dann in den Förderprogrammen niederschlagen. Zum Beispiel wird oft von Gründungsteams ausgegangen – tatsächlich gründen aber viele allein. Als einzelne Gründerin oder einzelner Gründer ist es schwieriger, an Fördermittel zu kommen. Aus unserer Erfahrung sind Gründungen im Team zudem nicht unbedingt der beste Weg. Ein Risiko ist, dass die Teammitglieder sich zerstreiten und das Unternehmen am Ende scheitert.
Aus diesen Einteilungen und weit verbreiteten Stereotypen ergeben sich untaugliche Förderinstrumente. Untauglich, weil viele Unternehmen sich durch die Programme erst gar nicht angesprochen fühlen oder durchs Raster fallen.

Zeitliche Begrenzung stoppt Projekte
Die Entwicklung eines innovativen Hightech-Gerätes kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Viele Förderungen laufen aber nur über eine begrenzte Zeit, zum Beispiel ein Jahr. Und dann? Manche Projekte verschwinden nach Ende der Förderung in der Versenkung, weil die Anschlussfinanzierung nicht gewährleistet ist. Oder die Höhe der Fördermittel reicht kaum aus, um die Gründerinnen und Gründer bei den heutigen Lebenshaltungskosten für einen Zeitraum finanziell über Wasser zu halten. Das ist schade, denn so schaffen es viele Unternehmen nicht, von der Entwicklungs- in die Markteintrittsphase zu gelangen.
Quellen:



